It’s time … to cross the comfort line.
It’s time ...
to cross the comfort line.
In unserer immer komplexeren, von niemandem mehr so richtig durchschaubaren wie auch enorm beschleunigten Welt nahm im gleichen Maße auch unsere tiefe Sehnsucht nach gefühlter Sicherheit und Leichtigkeit in einem bisher ungeahnten Ausmaß zu.
Aber ein Gefühl von Halt geben oft nur noch die im Hobbyraum unseres Unterbewusstseins zusammengezimmerten Meinungen und Glaubenssätze zu allen möglichen Themen. Diese verängstigten, suchenden und häufig auch um ihren Status oder ihr Ansehen besorgten Seelen lassen sich von passenden Headlines, einfach erscheinenden Lösungen und ähnlichen klingenden Meinungen nur allzu gerne einfangen. Offenes Hinterfragen, kritisches Denken, Raum lassen für andere Sichtweisen … völlige Fehlanzeige! Weshalb sie sich auch bei – objektiv betrachteter – absoluter Ahnungslosigkeit so sehr bestätigt und im Recht fühlen, dass sie an dem selbst fabrizierten Blödsinn eisern festhalten und ihn lautstark sowie egozentrisch nach außen tragen. Als habe man ein Recht darauf, Recht zu haben – womit die anderen „logischerweise“ im Unrecht sein müssen.
Mit katastrophalen Folgen für uns alle …
Ein offener Austausch, ein echtes Miteinander wird dadurch bereits im Keim erstickt. Da jegliche abweichende Meinung reflexartig als persönlicher Angriff gewertet wird und die so unter Beschuss geratene „gefühlte Sicherheit“ um jeden Preis und mit allen Mitteln verteidigt werden muss.
Nicht selten wird in der Hitze des Gefechts das Beziehungs-Band völlig zerschnitten, weil das Unterbewusstsein in solchen Situationen für maximalen Ärger und Unversöhnlichkeit sorgt – Stichwörter: Corona-Komplott, dysfunktionaler Sozialstaat, Prozesse in Unternehmen oder manchmal auch so banale Dinge wie die beste Art, wie man den Ikea-Bausatz nun zusammensetzt. Die Liste ließe sich endlos fortführen.
Diese in unserem Alltag immer stärker spürbare Verrohung des Miteinanders führt direkt in eine emotionale Kälte, in der man seine Gefühle nicht mehr auszudrücken wagt oder so lange unterdrückt, bis diese unkontrolliert herausplatzt.
Oder noch schlimmer: der Zugang zu den eigenen Emotionen verloren geht.
Doch wie sind wir eigentlich in diesen tiefen Schützen-Graben von Meinungen und frostiger Atmosphäre hineingeschlittert, in dem man sich selbst nur allzu gern moralisch überhöht, anderen rein gar nichts mehr verzeiht und sich selbst auch für den allergrößten Blödsinn oder Fehltritt Absolution erteilt?
Anzeichen & Auswirkungen von kalter und emotionsloser Kommunikation:
Gefühle werden nicht ausgedrückt und überfordern:
Reflexartig wird die Ratio eingeschaltet und Dinge werden „zerdacht“, weshalb das Gedanken-Karussell nicht mehr stillsteht. Wobei Gefühle ausgeblendet werden und es sehr schwer fällt, eine Bindung zu anderen aufzubauen, zu vertrauen, mitfühlen zu können.
Widerstand gegen Gespräche, Unsicherheit oder auch Rückzug: Gesprächen wird ausgewichen, was zusätzlich Öl in das bereits lodernde Feuer kippt und damit für noch mehr Ärger und Frust sorgt. Aus Angst vor Auseinandersetzungen oder Meinungsverschiedenheiten findet ein Rückzug statt und ein stilles Aufregen über die Situation.
Keine Wertschätzung für andere: Wir alle haben das Grundbedürfnis, gesehen und wahrgenommen zu werden, geschätzt zu werden. Wird dies verletzt, für das zu einer emotionalen Kälte und unnötigerweise harten Kommunikation.
Destruktive Kommunikation & festgefahrene Glaubenssätze: Man verfängt sich in Schleifen von Meinungen, Zuschreibungen und Vorwürfen, um sich nicht auf ein emotionales Gespräch einlassen zu müssen. Um Recht zu behalten und sich durchzusetzen.
Das alles führt zu: Misstrauen und blockierenden Emotionen im Miteinander.
Weil wir die Komplexität unseres Lebens unterschätzen und kaum mehr in der Lage sind, andere Blickwinkel, Meinungen und Expertisen zu akzeptieren und auszuhalten. Stattdessen wollen wir viel lieber die Andersdenkenden auf dem Scheiterhaufen brennen sehen. Was uns ganz bequem die Mühe erspart, Kompromisse zu suchen und eigene Meinungen wie auch uns selbst einmal offenherzig zu hinterfragen.
Bequemlichkeit ist allerdings nur einer von vielen Gründen.
Ein weiterer ist der Aufstieg der gefühlten Wahrheit.
Früher musste man versuchen, im Austausch mit anderen und durch den mühevollen Abgleich mit der Realität die Wahrheit selbst herauszufinden. Heute sucht man meist in der virtuellen Welt die Realität, welche zum eigenen Gefühlszustand gut passt, und diese wird dann als Wahrheit herangezogen – auf Neudeutsch: alternative Wahrheiten.
Womit es nicht mehr darum geht, sich an der Realität zu orientieren und anzupassen, sondern man passt die Realität einfach an seine Überzeugung an. Was zu einer grandiosen Selbstüberschätzung führt und den Glauben stärkt, über alles Mögliche Bescheid zu wissen und auch noch Recht zu haben. Selbst wenn ein Blick ins wirkliche Leben offensichtlich zeigt, dass das, was man glaubte, Blödsinn war, wird von dem Blödsinn dennoch nicht abgerückt und stattdessen oft umso aggressiver reagiert. Eine Erklärung wird gesucht oder inszeniert, um das Gesicht zu wahren und den gleichen Blödsinn weiterhin glauben zu können.
Absolut irre und nicht ungewöhnlich im heutigen Business. Es gibt sogar einen Begriff dafür: kognitive Dissonanz.
Dieser Begriff stammt aus der Sozial-Psychologie und beschreibt genau dieses Phänomen: Wenn das, was du glaubst, nicht mit dem übereinstimmt, was sich in der Realität zeigt, müsstest du eigentlich deine Meinungen neu an der Realität ausrichten. Stattdessen wird einfach die Realität neu ausgerichtet.
Was bedeutet das für die Kommunikation mit anderen?
Für ein funktionierendes Miteinander macht es einen gewaltigen Unterschied, ob man seine feinsäuberlich in Bewertungs-Schublanden sortierten Meinungen reflexartig ohne Realitäts-Check vehement vertritt – oder offen und neugierig erst einmal seinem Gegenüber zuhört, anstatt sich immer gleich durchsetzen zu wollen.
Zugegeben, dies klingt sehr viel einfacher, als es in Wahrheit ist. Denn es fordert neben Haltung und Zeit auch die Offenheit für andere Meinungen – und diese dann auch aushalten zu können. Nur im Dialog können wir unsere eigenen Wahrnehmungsfilter aushebeln und unser Wunschdenken überwinden. Nur so gewinnt man einen echten, glasklaren Blick auf das, was sich im realen Leben tatsächlich zeigt.
So entscheidet man klüger.
So wird man besser.
Und erfolgreicher.
Was bedeutet das für unsere Kommunikation mit uns selbst?
Für ein funktionierendes Miteinander sollten wir mit dem Finger nicht auf andere, sondern erst einmal auf uns selbst zeigen. Um uns unserer Verantwortung und Kommunikation nicht nur bewusster zu werden, sondern diese auch ernsthaft zu gestalten, ohne jeder Empfindung und jedem Gedanken immer gleich hinterher zu hetzen. Denn das verursacht nicht nur Stress für uns selbst und unser Gegenüber, sondern so getroffene Entscheidungen gehen meist auch völlig an der Realität und uns selbst vorbei.
Wir sollten uns daher deutlich mehr Zeit für den Austausch mit anderen nehmen, öfters und vor allem auch länger in uns hinein hören und hinein fühlen, um unserer Intuition wieder mehr Vertrauen zu schenken. Denn unser Unterbewusstes ist nicht nur mächtiger, sondern auch weiser. Es verarbeitet für uns völlig unbewusst 11 Millionen Sinneseindrücke pro Sekunde, wobei lediglich 40 bewusst von unserem rational denkenden Verstand verarbeitet werden. Weshalb der innere Dialog mit uns selbst unsere mentale Stärke und unsere Fähigkeit zur Resilienz, unsere Sprache und unser Verhalten maßgeblich prägt und damit auch unsere Beziehung zu anderen definiert.
So ist man besser im Kontakt mit sich selbst
So verhält man sich authentischer.
Und erfolgreicher.
Fazit:
Diese Erkenntnis kann das entfesseln, was wir so dringend brauchen, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Um Unternehmen zu modernisieren, um ein gutes wie auch erfolgreiches Miteinander zu schaffen und als Land und Gesellschaft zusammenzuhalten. Nicht wegen der unzähligen Umbrüche, sondern für uns selbst.
Das ist die für mich immer wieder faszinierende Magie und Power von Kommunikation.
Wann wollen wir uns zu diesen Themen einmal austauschen?
Ich freue mich darauf, und bis es soweit ist, wünsche ich dir alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
Wer was bewegen will, muss Tempo rausnehmen.
Muss raus aus der Harmoniefalle und rein in den offenen Austausch.
Wir haben in den vergangenen Jahren immer mehr die Fähigkeit zum respektvollen Diskus verloren, die Fähigkeit, standhaft für uns und unsere Ideen einzustehen und gleichzeitig andere Meinungen und Blickwinkel auszuhalten – ohne uns persönlich angegriffen zu fühle
FRANK GABEL